350.000 Kleidungsstücke pro Tag
Es ist ein Montagmorgen, als wir zu unserem Besuch im Sortierwerk nach Apolda aufbrechen. Auf den letzten Kilometern fahren wir vorbei an gelben Rapsfeldern, auf denen sich die Windkrafträder langsam drehen. Entlang grüner Wälder führt uns die Straße zum Sortierwerk inmitten des Thüringer Waldes. Seit über 20 Jahren kommen hier gebrauchte Kleidungsstücke an und werden von 250 Beschäftigen per Hand sortiert – täglich sind es fast 350.000 Kleidungsstücke.
Die Entladung der Altkleider – eine Rutschpartie
Unsere Tour beginnt mit der Entladung der Kleidungsstücke auf dem Hof des Sortierbetriebes. Wir stehen direkt daneben als ein LKW langsam im Rückwärtsgang an das Werk heranfährt und die Brücke, so heißen die einzelnen Container, zur Entladung verankert. Hier ist höchste Vorsicht geboten, denn unter einer Brücke darf sich niemand aufhalten, während sie entladen wird. In den nächsten Stunden wird die Brücke am hinteren Ende immer weiter angehoben, so dass die gebrauchte Kleidung allmählich in das Werk rutscht, direkt an den Arbeitsplatz einer Vorsortiererin. Bis eine Ladung vollständig entleert ist, vergehen sechs bis acht Stunden.
Die Erste Vorsortierung der gespendeten Kleidung
So lange warten wir nicht sondern wir betreten direkt die Werkshallen und gehen zu der ersten Sortier-Station, der sogenannten ersten Vorsortierung. Über eine kleine Rampe gleiten hier die PACKMEE-Pakete bzw. die Altkleidersäcke aus anderen Sammlungen auf den Arbeitstisch der Sortiererin. Die Sortiererin greift sich routiniert ein Paket, öffnet es und sieht nach, was sich darin befindet. Schuhe, Bettdecken und andere große Textilien werden von der Kleidung getrennt. Die Kleidungsstücke kommen auf das Fließband rechts neben ihr, die anderen Artikel in die Transportwagen hinter und links neben ihr.
Wir legen unsere Jacken ab und helfen für ein paar Minuten mit. Öffnen, Schuhe herausnehmen, Kleidung auf das Fließband legen. Jeder neue Karton ist spannend. Man weiß nie, was man als nächstes in den Händen hält und wir fragen uns, wer wohl die Personen waren, denen die Sachen einmal gehörten. Wir könnten noch eine ganze Weile mithelfen aber unsere Tour geht weiter.
Doch wo ist die Jacke, die wir nur kurz hinter uns auf den Boden gelegt haben? Wir schauen noch einmal nach aber die Jacke ist weg. Die Sortiererin sieht uns besorgt an und fragt bei ihrer Kollegin nach, als wir entdecken, wie unsere Jacke – natürlich mit Handy, Portemonnaie und Schlüssel – mit all den anderen Kleidungsstücken auf dem Fließband zur nächsten Sortierstation fährt. Im letzten Moment können wir das Fließband stoppen und die Sachen retten. Wir lernen: Im Sortierwerk legt man seine Kleidung nicht unbeobachtet hinter sich. Glück gehabt.
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